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Inyo Japanisch für Yin-Yang

„Inyo“ ist Japanisch für „Yin-Yang“. In der chinesischen Weltanschauung symbolisiert „Yin-Yang“ die sich entgegenwirkenden Pole im Universum: Beide aus einem Ursprung entstehend, ergänzen sich die Gegensätze wieder zu einem Ganzen. „Yin“, das „Weiche“, kann ohne „Yang“, das „Harte“, nicht existieren. Und umgekehrt ist „Yang“ ohne „Yin“ bestandslos. Es gibt keinen Schatten ohne Licht. Kein Hell ohne Dunkel. Kein Tal ohne Berg.

„Ryu“ ist japanisch für Stil. „Inyo-Ryu“ bedeutet folglich Stil der Gegensätze. Okinawa Ying-Yang - Kopie Dementsprechend besteht er sowohl aus harten Angriffen und Blocks, als auch aus weicheren Techniken. Ein Karatestil also, der mit seinen chinesischen und japanischen Elementen versucht, eine ganzheitliche Wirkung zu entfalten.

Doch was ist Karate überhaupt?

Karate im Kurzen

„Karate“ ist ursprünglich auf Okinawa entstanden, einer Inselgruppe, die südlich von Japan im japanischen Meer liegt. Die Bewohner dort waren über Jahrhunderte durch Waffenverbote der einheimischen Feudalherren und später der einfallenenden Japaner gezwungen, sich auf die körpereigenen Mittel zur Verteidigung zu verlassen.

Der so entstandene Kampfstil basierte auf chinesischen Techniken, die durch seefahrende Händler eingeführt wurden. Weshalb er auch ursprünglich „To-De“ genannt wurde (= „China Hand“).

Die Techniken der „China Hand“ kamen um 1920 nach Japan. Während dieser Zeit vermischte sich der auf harte Selbstveteidigung ausgerichtete Kampfstil mit den Prinizipien des japanischen „Budo“ – der „Weg des Kampfes“ – der im Taoismus und Buddhismus seinen Ursprung findet.

Um diesen Veränderungen Rechnung zu tragen, wandelte sich der Name von „China Hand“ in „Leere Hand“, was im Japanischen gleich ausgesprochen jedoch mit einem anderen Schriftzeichen dargestellt wird. Aus der China-Hand wurde so „Karate-Do“ – die Kunst der leeren Hand.

Der weitere Weg

Zu den ursprünglichen Werten, wie Stärke und Kraft, kamen nun solche wie Respekt und Offenheit hinzu. Und da „der Weg“ sich mehr mit dem Selbst befasst, flossen weitere Aspekte ein, und Karate bewegte sich etwas von der reinen Selbstverteidigung weg.

Die Mehrheit der Techniken werden z.B. ins Leere ohne Partner geübt. So trainieren die Lernenden auf der Suche nach Perfektion gegen sich selbst. Wenn sie nach langem Üben entdecken, dass sie Techniken ohne nachzudenken ausführen können, ist ein Stadium erreicht, in dem die Bewegungssequenz sozusagen von selbst ausgeführt wird.

Eine solche Kontrolle über den Körper, die ohne Zuhilfenahme der Gedanken und Gefühle erfolgt, wird sich zwangsläufig auch auf andere Begebenheiten des Lebens auswirken und dem Lernenden nicht nur in Konfliktsituationen von Nutzen sein.

Wenn die Lernenden mit Achtung, Demut und Ehrlichkeit (insbesondere sich selbst gegenüber) trainieren, so berührt Karate auch alle anderen Bereiche des Lebens.

Der Kreis schließt sich

Das ist der Punkt an dem der Stil, der im Inyo-Ryu Karate e.V. gelehrt wird, ansetzt.

Zuerst werden die Grundtechniken vermittelt. Diese „harten“ Techniken – die Blocks, Fauststöße, Fußstöße, Schläge, usw. – werden bei jedem Training wiederholt. So lange und so oft, dass sie automatisiert und sozusagen zur „zweiten Natur“ werden.

Sie bilden den Grundstein für die fortgeschrittenen Techniken, die später folgen. Sie werden dann mit Ausweichbewegungen verbunden, so dass Abwehr und Gegenangriff mit weniger Kraft und somit auch geringerem körperlichen wie mentalen Aufwand ausgeführt werden können.

Und das ist wiederum der Punkt, an dem die Auseinandersetzung mit den geistigen Aspekten des Karate-Do anfängt. Dort nämlich, wo nicht nur die Hand leer ist, sondern sich auch der Geist zu leeren beginnt  …

 

Zen Steingarten in Kyoto c D.Reißmann
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